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Young-Money-Blog Diese Versicherungen brauchen junge Menschen wirklich

Wer in den Beruf startet, braucht Versicherungen. Aber nicht jede Police, die jungen Menschen angeboten wird, ist auch nötig. Was sollte jeder haben? Und wie teuer ist das?
Foto: SPIEGEL ONLINE

Es gibt Hunderte Versicherungen für alle möglichen Probleme. Und wenn man einen Versicherungsvertreter fragt, würde der einem am liebsten alle verkaufen. Wirklich wichtig sind für junge Menschen aber nur einige wenige Versicherungen.

1. Haftpflichtversicherung

Ein Freitagabend in Berlin, meine Freunde und ich sitzen zusammen am Küchentisch in einer WG und trinken Bier. Ich stehe auf, um mir eine neue Flasche zu holen. Plötzlich knirscht es unter meinem rechten Fuß - ich bin auf das aufgeklappte MacBook meines Freundes getreten, das auf dem Küchenboden herumliegt. Jetzt ist das Touchpad zersplittert, ein tiefer Riss zieht sich quer hindurch. Der Besitzer des MacBooks schaut mich genervt an, denn er ahnt: Bei Apple kann so eine kleine Reparatur mal schnell ein paar Hundert Euro kosten.

Dieser Fall hat mir gezeigt: Wenn es eine Versicherung gibt, die wirklich alle brauchen, dann ist es die Privathaftpflichtversicherung. Denn in meinem Fall hat die Versicherung meinem Freund die Reparaturkosten erstattet. Das kleine Missgeschick hatte für mich also keine unangenehmen finanziellen Folgen. Denn die Haftpflicht springt ein, selbst wenn der Schaden - wie in meinem Fall - grobfahrlässig verursacht wurde.

Hinterher habe ich von meinem Sachbearbeiter erfahren: Auch bei Personenschäden greift die Versicherung: Wäre ich beispielsweise in der Berliner Küche gestolpert, hätte dabei meinem Freund mit zu Boden gerissen und ihm dabei den Arm gebrochen, hätte die Versicherung ein Schmerzensgeld an den Verletzten gezahlt.

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Die Börse fasziniert Henning Jauernig, 26 Jahre alt, seit der Kindheit. Seine erste eigene Aktie kaufte er, als er 20 war, der erste eigene Aktienfonds folgte ein paar Jahre später. Seine Finanzen regelt er seitdem selbst. Immer wieder löchern ihn seine Freunde mit Finanzfragen: Wie kann ich mein Geld richtig anlegen? Welche Versicherungen brauche ich? Und wie mache ich meine Steuer? Über Antworten auf all diese Fragen schreibt er im Young-Money-Blog .

Zugegeben: Als ich den Computer meines Freundes in Berlin zerstörte, wusste ich nicht mal, dass ich eine Haftpflichtversicherung besitze. Denn als damals noch eingeschriebener Student war ich bei meinen Eltern mitversichert. Das ist bei den meisten meiner Freunde so: Sie sind in der Regel bis zum Ende ihrer Ausbildung unabhängig von ihrem Alter bei ihren Eltern mitversichert, man muss sich also zunächst um nichts kümmern.

Doch mit dem Einstieg ins Berufsleben ändert sich das. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte man sich solch eine Versicherung zulegen. (Günstige Tarife gibt es bereits ab 50 Euro im Jahr.)

Übrigens: Halter von Hunden oder Pferden benötigen auch eine Tierhalterhaftpflicht. Denn wer ein Tier besitzt, muss auch für die Schäden aufkommen, die dieses verursacht.

2. Reisekrankenversicherung

Work-and-Travel-Aufenthalt in Australien, Auslandssemester in den USA oder Urlaub in Thailand - junge Menschen sind gerne viel in der Welt unterwegs. Deshalb ist auch eine Reisekrankenversicherung inzwischen ein Muss.

Denn selbst innerhalb der Europäischen Union bezahlt die gesetzliche Krankenkasse nur einen Teil der medizinischen Behandlungen - und zwar nur für die im Urlaubsland übliche Versorgung bei dort zugelassenen Ärzten. Außerdem müssen Patienten den dort üblichen Eigenanteil selbst tragen - das kann sehr teuer werden. Die Reisekrankenversicherung aber erstattet die Kosten für ambulante Behandlung, Medikamente und Krankenhausaufenthalte. Unerlässlich ist solch eine Versicherung bei Reisen außerhalb der EU. Dort hat man im Krankheitsfall sonst gar keinen Versicherungsschutz.

Es gibt zwei Varianten dieser Policen: Die Auslandsreisekrankenversicherung ist für kurze Urlaubsreisen geeignet, während die Auslandskrankenversicherung für längere Aufenthalte wie Weltreisen oder Auslandssemester gedacht ist.

Ein Bekannter von mir ist im vergangenen Jahr in Vietnam mit dem Motorrad gestürzt, nach mehreren Tagen im Krankenhaus ist er zurück nach Deutschland geflogen, um sich hier behandeln zu lassen. Dieser Fall hat mir gezeigt: Es ist wichtig darauf zu achten, dass die Versicherung auch die Kosten für einen möglichen Rücktransport nach Deutschland übernimmt - sonst bleibt man auf zusätzlichen Flugkosten sitzen.

Eine gute Reisekrankenversicherung lässt sich bequem online und bis einen Tag vor der Abreise abschließen. Die günstigsten Tarife für mehrere Reisen kosten 7,50 Euro im Jahr. Versicherungsschutz für nur eine Reise gibt es ab 9 Euro.

3. Berufsunfähigkeitsversicherung (BU)

Die Berufsunfähigkeitsversicherung greift, wenn man krank wird und seinen Beruf nicht mehr ausüben kann.

Mit solch einem Szenario beschäftigt man sich als junger Mensch äußerst ungern. Doch durchschnittlich wird jeder fünfte Arbeitnehmer irgendwann berufsunfähig, etwa durch einen Bandscheibenvorfall, oder ein Burn-out-Syndrom. Wer krank wird und seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, steht schnell vor riesigen finanziellen Problemen. Zwar zahlt die gesetzliche Rentenversicherung noch eine sogenannte Erwerbsminderungsrente. Doch der gewohnte Lebensstandard lässt sich damit nicht halten. Für diesen Fall soll die Berufsunfähigkeitsversicherung einspringen - die sogenannte BU ist deshalb für fast jeden Berufseinsteiger sinnvoll.

Die BU gehört aber zu den teuersten Versicherungen, sie kann schnell mehrere Hundert Euro pro Monat kosten. Die Kernfrage ist deshalb weniger, ob eine BU-Versicherung sinnvoll ist, sondern eher, ob man sich eine BU-Police leisten kann. Die Tarife für einen Dachdecker zum Beispiel sind um ein Vielfaches höher als die für einen Bürokaufmann. Auch für Menschen mit gefährlichen Hobbys wie zum Beispiel Motocross oder Kickboxen wird solch eine Versicherung schnell sehr teuer. Einige Berufsgruppen bekommen sogar gar keinen Versicherungsschutz. Für solche Personen lohnt es sich dann über eine Unfallversicherung nachzudenken. Die ist viel günstiger, zahlt aber nur bei Unfällen.

Experten raten dazu eine Berufsunfähigkeitsversicherung möglichst früh abzuschließen, um einen möglichst günstigen Tarif zu bekommen. Denn mit dem Alter steigt das Risiko krank zu werden. Menschen mit Vorerkrankungen (zum Beispiel psychischen Erkrankungen) können sich häufig nicht mehr gegen Berufsunfähigkeit versichern oder bekommen nur extrem teure Policen.

Doch nicht immer kann man sich auf die versprochenen Leistungen der Versicherer verlassen. Laut einer Studie lehnten einige Versicherungen jeden siebten Antrag auf Berufsunfähigkeit ab, andere dagegen jeden zweiten. Enorme Unterschiede, trotz eigentlich gleicher rechtlicher Bedingungen.

Ganz wichtig ist es deshalb den Antrag für die BU sorgfältig auszufüllen. Denn falsche Angaben können im Ernstfall dazu führen, dass die Versicherung nicht zahlt. Vor dem Abschluss sollte man sich Hilfe von einem Honorarberater oder einem Fachanwalt für Versicherungsrecht holen.

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